Marks

 

Marks

Siebdruck, Acryl, Aquarellstift, Acrylharz, Beton

c.a 340×950

 

Zu der Arbeit Marks
Als ich im August 2018 die Gelegenheit bekam, renovierungsbedürftige Räumlichkeiten eines zukünftigen Architekturbüros in Stuttgart West zu besichtigen, war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst, wo es hingehen soll. Sichtbeton, Stein und Mörtel bestimmten die Beschaffenheit der Wände und des Bodens, Isolierschaum lugte hier und da hervor – in diesen Räumlichkeiten sollte nun eine Ausstellung konzipiert werden. An dieser Stelle war es unumgänglich sich mit der Frage  nach den Gegebenheiten des Raumes, seiner spezifischen Materialität zu beschäftigen.
Die Dinge dort besitzen sowohl eine sinnliche Qualität, als auch eine praktische Beschaffenheit, es sind zum Teil Gebrauchsgegenstände, mit denen alltäglich umgegangen wird, die untergebracht, aufgestellt und zurechtgelegt werden, die das Kommen und Gehen der Menschen dort begleiten. So konstruieren die Architektur und die Dinge im Raum, denen eine Verwendungspraxis zugesprochen wird, einen Ort, der sich jeglicher Neutralität entzieht, der vielmehr eine subtile Vertrautheit suggeriert. Dies entfaltet sich im Zusammenspiel von bereits bekannten Orten dieser Gegend, indem  sich der Raum mit einem Mal zu einem intimen Ort dieser Gegend manifestiert.
So kam in diesem Zusammenhang der Gedanke auf, dass die künstlerische Arbeit in ein signifikantes Verhältnis zur näheren Umgebung treten muss. Dem dunkelgrauen Betonuntergrund steht eine lichtdurchflutete Fensterfront gegenüber, welche je nach Tageszeit transluzente, sich verändernde Lichtformationen auf die unregelmäßige, raue Wand wirft. Wo fängt das Bild an und wo hört es auf, wenn es dazu tendiert auf seine Umgebung hin zu entgrenzen?
Die Wand, das Licht, die Malerei, der Siebdruck und die Zeichnung treten in Korrespondenz zueinander, was auf der linken Seite noch vor Erschließung zurückweicht, fällt sodann auf der Stirnseite der Wand zu einem Gesamtbild zusammen. Die Abbildung eines Stück zerknitterten Stoffes lässt im Detail erkennen, dass es sich um eine Abbildung eines Gemäldes handelt. So wird die grafische Linienführung der Falten durch malerische Elemente durchbrochen. Die Formensprache bewegt sich zwischen erkennbar figurativen und unscharfen subtilen Formen. Es entsteht der Anschein, als würde der Siebdruck vor seinem Bildträger, der Betonwand, schweben.Die Wand als solche wird zum Teil des Werkes, insofern die malerischen und zeichnerischen Eingriffe auf die Oberflächenstruktur der Wand reagieren. Für den Betrachter bleibt die Frage offen, an welchen Stellen es sich konkret um einen künstlerischen Eingriff handelt und wo das Vorhandensein des ästhetischen Materials vom Ort selbst bestimmt wird. Kunstwerk und Ort treten in Verweisungszusammenhänge, die sich vor einer Abgrenzung von raumspezifischen Komponenten und dem Kunstwerk, entziehen.
Date: 11.08.2018
2018 Arbeiten auf Wand Ausstellungsansichten
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